Am vierten Tag fuhr unsere Flying Dutchman schon früh morgens aus dem Hafen von Port Ellen aus. Unser Ziel war die Isle of Jura. Nachdem wir uns an den ersten Tagen auf dem Schiff immer etwas beeilen mussten, konnten wir an diesem Tag ganz entspannt die Segel setzen. Nur das Meer, die flatternden Segel, hin und wieder ein Slàinte Mhath und in der Ferne die vorbeiziehende Isle of Islay. Entspannung pur!
Jura ist die Nachbarinsel von Islay und gehört zu den Inneren Hebriden. Auf einer Fläche von über 350 km² kommen unter 200 Diurachs, wie die Einwohner der Insel Jura genannt werden. Dafür gibt es einen Rotwildbestand von über 6.000 Tieren! Übersetzt bedeutet Jura dementsprechend „Hirschinsel“. Die Jura Distillery steht direkt am Meer. Daneben befindet sich das einzige Hotel der Insel, der einzige Pub sowie ein kleines Gemeindezentrum mit „Tante Emma“ Laden. Eine Straße führt am Meer entlang durch das Dörfchen Craighouse. Das wars dann auch schon. Die Fähre von Islay ist die einzige Verbindung nach Jura. Wer also Ruhe genießen möchte, ist hier genau richtig.
Die Jury Destillerie - besonderer Whiskycharakter
Zwar gehört die Jura Distillery zu den Island Brennereien, der Charakter des Whiskys ist allerdings anders. Ein Jura Single Malt Whisky erinnert mehr an einen Highland Malt, wie an einen klassischen Islay bzw. Island Whisky. Das hat unterschiedliche Gründe: Zum einen besteht der Großteil des Produktionsvolumens aus ungetorftem Whisky. Lediglich knapp ein Monat pro Jahr wird gepeateter Whisky hergestellt. Zum anderen sind die Stills für den besonderen Charakter verantwortlich. Jura hat sehr hohe und schmale Brennblasen. Sie sind nach Glenmorangie die zweithöchsten in ganz Schottland. Somit gelangen wenig schwere Alkoholteilchen in den Brand. Für die Charakteristik des Brandes spielt zudem die Verengung zwischen dem Brennkessel und dem Hals eine sehr wichtige Rolle. Der Rückfluss des Destillats ist dadurch sehr hoch, was in Verbindung mit der Größe der Brennblasen einen Jura Whisky zu einem unheimlich leichten und feinen Malt macht. Die Fässer werden in Warehäusern, die direkt am Meer liegen, gelagert und sind somit dem direkten Einfluss der salzigen Meerluft und des rauen Nordseeklimas ausgesetzt. Einen Jura Whisky findet man heutzutage in keinem Blend mehr. Das gesamte Produktionsvolumen wird als Single Malt verkauft.
Nach der Führung ging es für uns auf Insel-Erkundungstour. Unser Fazit: eine wunderschöne und faszinierende Insel, die eine ganz besondere Ruhe ausströmt mit einer unheimlich schönen und interessanten Brennerei. Dieses Erlebnis können wir wirklich jedem Whiskyfreund wärmstens empfehlen!
Der nächste Tag, die nächste Insel - es geht auf unserer Reise weiter Richtung Caol Ila...