Der Morgen unseres fünften Tages auf See begann wie immer schauklig mit leckerem Frühstück. Sowohl Müsli, frisches Obst und Brot mit Marmelade, als auch Black Pudding, Baked Beans und Haggis standen uns zur Auswahl. Nach unserem Ausflug zur Isle of Jura am vorherigen Tag ging es wieder Richtung Norden zurück auf die Isle of Islay. Die Caol Ila Distillery war unser erstes Ziel. Und um zu ihr zu gelangen mussten wir genau das durchqueren, wofür der Name der Brennerei steht, den Sound of Islay. Die Meerenge, welche zwischen den beiden Nachbarinseln Jura und Islay fließt, ist knapp 30 Kilometer lang und an der engsten Stelle, welche sich bei Caol Ila befindet, lediglich 1 Kilometer breit. Die Flying Dutchman kämpfte sich gemächlich durch die Strömung und links und rechts demonstrierten uns die sich in die Fluten stürzenden Möwen den Fischreichtum des Sunds. Wie gefährlich der Sound of Islay an dieser Stelle ist, wurde uns später am Tag noch bewusst.
Als wir schließlich bei Caol Ila angelangten, setzten wir mit dem Dingi der Flying Dutchman an Land an. Vor uns sahen wir das zwischenzeitlich bekannte und immer noch atemberaubende Bild einer Islay Brennerei, welche zwischen dem blauen Meer und der grün bewachsenen Insel liegt. Besonders an Caol Ila ist zudem, dass man vom Meer aus einen direkten Blick in das Stillhouse hat. Die majestätisch wirkenden Kupferstills sind genau hinter einer großen Glaswand platziert.
Die Caol Ila Destillerie - die "Meerenge von Islay"
„Caol Ila“ bedeutet, wie bereits angemerkt, Meerenge von Islay. Ausgesprochen wird der Name „col eela“, allerdings sehen die Schotten die Aussprache der Namen ja bekanntlich nicht ganz so eng und so spricht gefühlt jeder zweite die Eigennamen eh anders aus. Die Geschichte von Caol Ila beginnt 1846. Sie ist schon von Beginn an als Brennerei für Blended Whisky konzipiert. Nach den ersten unerfolgreichen Jahren und einigen Schließungen und Verkäufen wird 1970 zunächst die eigene Mälzerei aufgeben und gegen Ende des 20. Jahrhunderts die Brennerei an den Spirituosenkonzern Diageo verkauft. In den 70er Jahren findet eine grundlegende Renovierung statt in der zu den zwei bestehenden Brennblasen vier weitere dazukommen. Heutzutage ist Caol Ila die Brennerei auf Islay mit dem meisten Produktionsvolumen. Schottlandweit steht sie auf Platz vier. Zusammengenommen produziert Caol Ila ungefähr die Menge von Bowmore, Ardbeg, Bruichladdich und der Schwesterdistille Lagavulin zusammen. Interessant zu wissen ist, dass der Caol Ila Single Malt generell für die Herstellung der günstigeren Varianten von Johnnie Walker genutzt wird, wobei Lagavulin eher in den hochwertigeren Abfüllungen von Johnnie Walker zu finden ist. Lediglich 10 % des Whiskys wird als Single Malt verkauft, wobei auch Einzelfässer bei unabhängigen Abfüllern zu finden sind.
Der Whisky der Caol Ila Destillerie
Die Stills von Caol Ila haben ein großes Fassungsvermögen und erinnern an eine Zwiebel. Hinzu kommt ein langer Hals mit nach unten zeigenden Armen. Das Malz wird, genau wie bei Lagavulin, von Port Ellen Maltings bezogen. Geschmacklich ist der Caol Ila zwar ein klassisch torfiger Vertreter von Islay Whisky, wirkt aber trotzdem schön leicht. Typischerweise finden sich florale Noten mit leicht pfeffrigen Nuancen wieder. Caol Ila produziert neben dem getorften auch eine kleine Menge ungetroften Whisky. Dieser wird dann als Caol Ila „Unpeated Style“ verkauft. Bei einer solch großen Produktionsmenge befinden sich die Lagerhäuser natürlich nicht auf Islay. Lasterweise wird der New Make aufs Festland transportiert, um in Bourbon- oder Sherryfässern in den Warehäusern rund um Glasgow gelagert zu werden. Nur wenige besondere Fässer liegen on site.