Gut gelaunt gingen wir nach unserem Besuch bei Bunnahabhain wieder zurück auf die Flying Dutchman. Es windete, das Schiff schwankte hin und her und je weiter wir fuhren, desto mehr wurde uns bewusst, dass die Strömung des Sound of Islay, die wir bisher lediglich interessiert beobachtet hatten, doch tatsächlich stärker ist als bisher erwartet. Unsere Anlegestelle war an diesem Abend der Hafen von Port Askaig. Immer wieder trieb uns die Strömung von unserem Ziel weg. Besonders das Anlegen erforderte äußerste Konzentration und Geschicklichkeit von unserer dreiköpfigen Crew. Doch dann hatten wir es geschafft und unser bereits gewohnter Abendablauf konnte beginnen. Leckeres Abendessen und danach ein/zwei Drams in gemütlicher Runde auf Deck.
Am nächsten Tag hieß es Segel setzen zur Isle of Mull. Ein ganzer Tag nur auf dem Schiff! Das Wetter spielte dabei auch wunderbar mit. Es windete, der Regen peitschte und die Wellen schlugen hoch – ein richtiges Segelwetter. Männer, ran an die Segel!! Dick eingepackt hörte man von allen Seiten des Schiffs „Ziiiieht, ziiiiieht, ziiieht!“. Und dann packte uns der Wind. Motor aus und die reine Naturgewalt genießen. Hin und her wiegte das Schiff in den Wellen. Eine herrliche Erfahrung. Und kurz vor der Tobermory Bay begrüßte uns auch noch eine Delfinschule ganz aufgeregt. Was für ein Tag!
Besuch der Tobermory Destillerie
Für den nächsten Tag war ein Besuch der Tobermory Distillery geplant. Morgens um 10h klopften wir an den Toren der Brennerei an. Diese gehört, ebenso wie Bunnahabhain und Deanston zur Distell Group. Derzeit liegt die Produktion still. Es sind Erneuerungen geplant, die zum einen die Brennerei an sich betreffen, aber hauptsächlich für die Besucher der Brennerei ausgelegt sind. Seit März 2017 werden für zwei Jahre lang weder die ungetorfte Edition Tobermory Single Malt noch der getorfte Ledaig Single Malt, beides Produkte der Tobermory Range, gebrannt. Auch in der Vergangenheit gab es bereits längere Phasen in denen die Brennerei nicht produzierte. Mehrere Male wurde sie geschlossen und wiedereröffnet. Die längste Ruhephase war Mitte des 20. Jahrhunderts. Aufgrund der Wirtschaftskrise und der Prohibition blieb die Brennerei 41 Jahre lang geschlossen. Erst 1971 fand die Wiedereröffnung statt. Falls hier also jemand einen Tobermory Single Malt von 1960 besitzt weiß er nun, dass er definitiv keinen Tobermory Single Malt von 1960 besitzt.
Traditioneller Whisky aus der Tobermory Destillerie
Tobermory hat sich auf die Fahne geschrieben, Whisky nach traditionellen Methoden herzustellen. Es wird beispielsweise kein Single Malt kühlgefiltert. Denn obwohl eine Trübung ohne Filtrierung bei einem Alkoholgehalt unter ungefähr 46 % Vol. entstehen kann, ist die Brennerei der Meinung, dass dies eine rein kosmetische Beeinflussung von Whisky ist und somit unnötig.
Wir haben uns richtig wohl bei Tobermory gefühlt. Hier konnten wir den „warmly welcome“, mit welchem die Schotten einen immer begrüßen, richtig spüren. Die Insel und die Brennerei sind auf jeden Fall einen Besuch wert!